Endometriose und ich – die Diagnose

von Jul 1, 2020Endometriose0 Kommentare

Als ich 2016 die Diagnose Endometriose bekam, war das für mich der Beginn einer Reise. Einer Reise zu mir, in meinen Körper, in meine Vergangenheit und in meine Zukunft.

Wenn du dich fragst, was Endometriose überhaupt ist, schau dir mal diesen Artikel an, wo ich versuche dies einmal ganz grob zu erläutern. Heute geht es jedoch um meine ganz persönliche Geschichte auf meinem Weg zu dieser Diagnose.

Schon in der Jugend hatte ich oft sehr starke Periodenschmerzen. Ich erinnere mich daran, wie ich mit ca. 16 Jahren mit meiner Mutter und meiner Schwester in Paris war und an einem Tag kaum laufen konnte vor Schmerzen. Gott sei Dank gibt es Schmerztabletten, dachte ich mir damals. Das mit mir etwas nicht stimmen könnte, kam mir nicht in den Sinn. Mir wurde von allen Seiten suggeriert, das sei ganz normal, das manche Frauen mehr Menstruationsbeschwerden hätten wie andere…

…und dann kam die Pille…

Mit 17 hatte ich meinen ersten festen Freund und begann die Pille zu nehmen. Da ich doch eher der verplantere Typ bin, habe ich nach kurzer Zeit auf den Nuvaring umgeschwenkt, denn dann musste ich nicht mehr so oft an die Verhütung denken. Und diesen nutzte ich dann sicher ca. sechs Jahre, bis mein zweiter richtiger Freund mich davon überzeugte, dass es besser für meinen Körper sei, nicht mehr hormonell zu verhüten.

Das Positive an dieser Entscheidung war, dass meine Libido wirklich an Fahrt zunahm und sich meine Empfindsamkeit am ganzen Körper steigerte. Gleichzeitig wurden jedoch meine Perioden von Mal zu Mal schmerzhafter, wodurch ich doch wieder öfter zur Schmerztablette griff. Doch während mein damaliger Partner Recht damit hatte, dass Hormone nicht gut für mich waren, hatte er doch sehr Unrecht mit folgender sich wiederholenden Aussage: Es ist ganz normal, dass manche Frauen stärkere Menstruationsbeschwerden haben als andere.

Ich hinterfragte das nicht und begann immer mehr an mir selbst zu zweifeln. Und da ich damals auch in einem ziemlich stressigen Job war, hatte ich auch gar nicht so viel Zeit mich weiter damit zu befassen. Die Periode war etwas, wo ich mich durchbeißen musste und dann war auch wieder alles gut.

Mit der Zeit hatte ich jedoch auch während meines Zyklus immer wieder Schmerzen, und oft so ein unangenehmes Ziehen auf der linken Seite, oft bis in mein Bein runter. Doch auch das waren Beschwerden, die ich mir als überzogen einreden ließ und nicht weiterverfolgte.

Man muss dazusagen, dass ich zu der Zeit in Großbritanien lebte, wo frauenärztliche Vorsorge nicht so präsent ist wie in Deutschland. Dort wurde bei einem von einer Krankenschwester alle zwei Jahre ein smear test gemacht und das wars. Um bei einer Frauenärztin vorsprechen zu können müsste ich mich erstmal mit wirklich schwerwiegenden Beschwerden bei meinem Hausarzt vorsprechen, der mich dann nach eigenem Ermessen zu einer Frauenärztin schicken könnte oder nicht. Und da ich mir meine ganzen Schmerzen ja nur einredete (so mein Tonus zu der Zeit), habe ich mir das Theater lieber gespart.

Herbst 2015 kehrte ich nach Deutschland zurück und ging Anfang 2016 das erste Mal seit Jahren wieder zu einem richtigen Frauenarzt. Eher durch Zufall ließ ich mich zu einem Ultraschall überreden, denn der letzte war ja wirklich ein Weilchen her. Und siehe da, ich hatte eine Zyste mit 7 cm Durchmesser an meinem linken Eierstock.

Es traf mich wie ein Blitzschlag: Ich war doch nicht hysterisch und überzogen. Meine Schmerzen waren real und hatten einen Grund!

Zu dem Zeitpunkt sagte meine damalige Frauenärztin noch, es könnte ein Myom sein und Endometriose halte sie für unwahrscheinlich. Sie empfahl mir das ganze für ein paar Monate zu beobachten, um zu sehen, ob die Zyste von alleine wieder weggehen würde.

Doch mit diesem Fund erlaubte ich mir wieder in meinen Unterleib hineinzuspüren. Die wiederkehrenden Schmerzen dort zu spüren und statt sie zu verdrängen, spürte ich diese nun wirklich und bewusst zum allerersten Mal. Ich spürte das Ziehen in der linken Lende und wie es in und um meine Zyste pulsierte.

Erste Zweifel kamen auf. Sollte ich wirklich noch einige Monate warten, um mir das richtig anschauen zu lassen?

Nach einer durchtanzten Nacht und einem gesunden Workout im Fitnessstudio am nächsten Tag wurde jedoch eine Schwelle überschritten. Die Schmerzen kamen öfter und immer intensiver zu mir.

Mein Glück lag in meiner Familie

Also nahm ich mein Ultraschallbild von der Zyste und ging damit zu meiner Tante. Sie praktiziert zwar nicht mehr als Frauenärztin, aber hat das Fach gelernt. Sie war geschockt!

Auf keinen Fall solle ich noch ein paar Monate warten. Bei einer Zyste von dieser Größe kann es gut passieren, dass sie sich um die eigene Achse dreht, den Eileiter abdreht und es zu einer Notoperation kommen kann. Die Farbe der Zyste im Ultraschall zeige eindeutig, dass es sich um keine Zyste handle, die einfach so wieder weggehen würde. Meine Tante gab mir die Kontaktdaten eines Spezialisten für Minimal invasive Chirurgie der Gynäkologie, wo ich mir sofort einen Termin vereinbarte.

Voller Angst und Hoffnung saß ich dann kurz später im Warteraum dieses Arztes. Angst vor dem, was er finden könne und einer möglichen Operation. Hoffnung endlich Antworten auf mein Leiden zu finden und eine mögliche Erlösung von diesen Schmerzen.

Der Arzt machte selbst noch einmal eine Ultraschallaufnahme. Er sagte sofort mit Vehemenz, dass es sich bei dieser Zyste, die mittlerweile schon fast acht Zentimeter Durchmesser hatte, zu aller größter Wahrscheinlichkeit um eine Endometriosezyste handle. Sie sollte so schnell wie möglich entfernt werden.

Ich verließ die Praxis mit einem OP Termin für eine „Endometriosesanierung“. Was dies genau bedeutete, wusste ich zu dem Zeitpunkt noch nicht genau, aber zumindest hatte ich endlich eine Diagnose.

Wie war dein Weg zur Diagnose? Hattest du auch mit Stimmen zu kämpfen, die dir sagten, du redest dir das alle nur ein o.ä.?

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